Der heutige Artikel widmet sich Tom Goldstein, einem 54-jährigen Anwalt am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten (SCOTUS). Er ist Mitbegründer des juristischen Blogs SCOTUSblog sowie Gründer der Kanzlei Goldstein & Russell, PC. Bekannt wurde er im Jahr 2000, als er US-Vizepräsident Al Gore im Rechtsstreit um die Neuauszählung der Stimmen bei der Präsidentschaftswahl in Florida vertrat.
Ein schwerer Vorwurf erschüttert Maryland: Tom steht wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, Millionen an Pokergewinnen vor dem Fiskus verheimlicht zu haben – doch das ist nicht alles. Angeblich soll er auch Kanzleigelder zweckentfremdet haben, um seine Spielschulden zu begleichen. Die juristische Karriere eines einst angesehenen Anwalts steht auf der Kippe.
Goldstein sieht sich in der Anklageschrift mit 22 Vorwürfen konfrontiert, darunter angebliche Falschaussagen gegenüber Hypothekarkreditgebern, der Kauf einer Immobilie im Wert von mehreren Millionen Dollar sowie die Zahlung von Gehältern und Krankenversicherungen an Frauen, die nicht für seine Kanzlei arbeiteten, aber persönliche Beziehungen zu ihm hatten. Zudem wird ihm vorgeworfen, vorsätzlich über $5,3 Millionen an Steuern zwischen 2016 und 2021 nicht gezahlt zu haben.
Was genau ist eigentlich passiert?
Laut Anklageschrift hat Goldstein das Pokerspiel nicht nur als Hobby betrieben – er spielte im großen Stil. Seit 2014 saß er bei High-Stakes-Runden, in denen um Summen im zweistelligen Millionenbereich gepokert wurde. Um das nötige Kleingeld aufzutreiben, verkaufte er Anteile an andere Spieler und vergab großzügig Darlehen. 2016 wollte er es dann wissen: Er forderte drei Superreiche in Heads-up-Duellen heraus und leistete sich gleich zwei Profis als persönliche Poker-Coaches.
Laut Anklage gewann Goldstein zwei Heads-up-Turniere gegen einen unbekannten Spieler in Asien und verdiente dabei $22,6 Millionen. Danach solle er in Beverly Hills gegen einen kalifornischen Geschäftsmann antreten sein und weitere $26,4 Millionen gewonnen haben. Insgesamt, so der Bericht, sollte er durch diese Heads-up-Duelle über $50,8 Millionen einnommen haben.
Im darauffolgenden Jahr setzte Goldstein seine Heads-up-Matches fort. Während er zuvor noch Anteile verkauft hatte, spielte er nun ausschließlich mit eigenem Geld. Dabei soll er jedoch bereits $16 Millionen verloren und einem unbekannten Geschäftsmann weitere $6 Millionen geschuldet haben. Laut Bundesbeamten zweigte er Anwaltskosten aus seiner Kanzlei ab, um diese Verluste durch mehrere Überweisungen zu decken. Zudem soll er sich an eine andere Anwaltskanzlei gewandt und um eine Investition in seine Turniere gebeten haben, ohne offenzulegen, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits $10 Millionen verloren hatte. Stattdessen habe er fälschlicherweise behauptet, dass die gewünschte Investition von $500.000 zur Finanzierung eines zukünftigen Turniers bestimmt sei, obwohl sie tatsächlich zur Begleichung bestehender Schulden verwendet wurde.
Ein Finanzskandal mit weitreichenden Konsequenzen: Goldstein soll seine Pokergewinne nicht ordnungsgemäß versteuert haben und dem Finanzamt allein im Jahr 2021 mehrere Millionen Dollar geschuldet haben. Doch statt seine Steuerschuld zu begleichen, soll er Millionen für Luxusgüter und private Ausgaben ausgegeben haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, bei zwei Hypothekenanträgen wesentliche Schulden verschwiegen zu haben, was ihm einen Kredit von fast $2 Millionen einbrachte. Besonders brisant: Er soll im Jahr 2021 Krypto-Transaktionen in Höhe von $8 Dollar durchgeführt haben, doch in seinen Steuererklärungen bestritt er jegliche Krypto-Aktivitäten.
Goldstein drohen bis zu 5 Jahre Gefängnis für jeden Anklagepunkt der Steuerhinterziehung, 3 Jahre für jeden Anklagepunkt der Steuerfälschung, 1 Jahr für jeden Anklagepunkt der vorsätzlichen Nichtzahlung von Steuern und bis zu 30 Jahre für beide Anklagepunkte der falschen Angaben in einem Hypothekenantrag. Zusätzlich könnten Geldstrafen und Rückerstattungen verhängt werden. Goldstein wird von den Anwälten John Lauro von Lauro & Singer und Christopher Kise von Continental vertreten, die auch US-Präsident Donald Trump rechtlich betreuten.
Seine Anwälte sagten zu dem Fall : „Es ist zutiefst bedauerlich, dass die Regierung diese Anklagen so hastig eingereicht hat, ohne sich die Zeit zu nehmen, alle relevanten Informationen zu sammeln. Unser Mandant wird diese schwerwiegenden Anschuldigungen mit aller Entschlossenheit bekämpfen, und wir sind überzeugt, dass die Wahrheit vor Gericht ans Licht kommen wird.“
Goldstein sorgte bei seiner Teilnahme am Hustler Casino Live Million Dollar Game für Aufsehen, als er in einem riskanten Spiel einen Pott von $540.000 verlor. Doch das war nicht das erste Mal, dass er für Schlagzeilen sorgte. In seiner Vergangenheit vertrat er auch den bekannten Spieler Dan Bilzerian, der in seiner Autobiografie erklärte, dass er „niemanden getroffen habe, der weniger Respekt vor Geld hatte als Tom“. Dan berichtete auch von einer atemberaubenden Wette über $385.000, bei der es darum ging, wer das Viertelmeilenrennen gewinnen würde – Tom in seinem Ferrari 458 oder Dan in seiner 1965er A/C Cobra. Am Ende hat Dan das Rennen für sich entschieden.
Tom Goldstein darf nun nicht mehr außerhalb von Washington D.C. reisen, musste seinen Reisepass abgeben, darf keinen Alkohol konsumieren, keine Schusswaffe besitzen und darf sich nicht an Glücksspielen jeglicher Art beteiligen, einschließlich Live- oder Online-Poker.
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Quellen - pokernews, vip-grinders, cnbc.com, reuters.com