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Emil Bise: Die heutige Generation glaubt, sie könne über Nacht zum Millionär werden, aber so funktioniert Poker nicht

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Ich habe dich auf das Interview angesprochen, kurz nachdem du beim €50.000 Diamond High Roller ausgeschieden bist. Wie gehst du mit Verlusten um, insbesondere mit unglücklichen? (Anm. d. Red.: Emil schied nach einem unglücklichen Spot mit AKo to AKo aus)

"Es ist ein starker Moment. Ich gebe mir eine halbe Stunde Zeit, um das zu verarbeiten, und dann ist es gut. Das ist es, worum es beim Poker geht, alles kann passieren. Vielleicht schlage ich das nächste Mal auch so jemanden."

Wie ist es für dich, an einem TV-Tisch zu spielen? Beeinflusst es dein Spiel in irgendeiner Weise oder bist du inzwischen daran gewöhnt?

"Es ist nichts Besonderes mehr für mich, ich spiele oft an TV-Tischen. An Streaming-Tischen ist das Spiel langsamer, in der gleichen Zeit, in der man an anderen Tischen vielleicht drei Hände spielt, spielt man an einem TV-Tisch eine Hand. Das kommt mir entgegen, weil man mehr Zeit zum Nachdenken hat."

Ich habe gesehen, dass du regelmässig an den TV-Tischen High Stakes Cash-Games spielst.

"Ja, aber ich spiele nur Cash Game bei Emil's Game, das ich hier im King's zusammen mit den SWISS Poker Open mache. Wir spielen €25/50 PLO."

Kann man also sagen, dass du das Cash Game eher zum Spaß spielst?

"Genau, ich bin ein Turnierspieler und ich spiele Cash Games nur zum Spaß. Ansonsten mag ich es überhaupt nicht. Man gewinnt ein großes Turnier in 3-4 Tagen und muss ein großes Feld von Spielern schlagen. Beim Cash-Game geht es direkt um das Geld. Das macht mir nicht so viel Spaß."

Welche Turniere magst du und warum?

"Ich mag die WSOPE, die EuroRounders-Turniere und die EPT. Am 5. Dezember fahre ich nach Vegas zur WPT. Was ich an der WSOP mag, ist, dass man zusätzlich zum Preisgeld ein Bracelet oder einen Ring gewinnen kann. Und das sind Dinge, die beim Poker Wert und Geschichte haben. Es ist etwas ganz Besonderes für alle Spieler."

Wie hältst du dich beim Spielen geistig fit?

"Für mich ist es wichtig, dass ich versuche, einen Tag nach dem anderen zu nehmen und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Zwischen den Turnieren denke ich nicht im Voraus darüber nach, das würde mich so sehr erschöpfen, dass ich danach am Tisch müde wäre."

Viele Pokerspieler werden von dem Wunsch angetrieben, Geld zu gewinnen. Was ist für dich nach so vielen Jahren des Spielens wichtig?

"Ich spiele schon seit zwanzig Jahren professionell Poker. Natürlich ist Geld beim Pokern sehr wichtig - wenn man kein Geld hat, kann man nicht spielen. Aber für den Gesamteindruck sind mir die Siege und Trophäen wichtiger."

Investierst du das Geld, das du gewinnst, in etwas anderes als zurück in Poker?

"Ich besitze zwei Casinos in der Schweiz, die gut laufen, in Zürich und Bern. Und wie ich bereits erwähnt habe, organisiere ich viermal im Jahr das SWISS Poker Open. Dieses Jahr wird es wieder hier stattfinden, mit einer Garantie von €600.000 und einem Buy-in von €600. Ich denke, es ist ein wirklich gutes Turnier."

Kannst du mir mehr darüber erzählen? Wie kam es zu der Idee, es hier zu organisieren?

"Die Idee entstand vor sieben Jahren hier im King's. Ich dachte mir: Okay, ich spiele Poker, aber wie kann ich aus Poker ein Geschäft machen? Also dachte ich, ich könnte ein Pokerfestival veranstalten. In der Schweiz konnte ich es wegen der Vorschriften nicht machen. In Liechtenstein könnte man es noch machen, dort gefällt es mir auch. Aber 90 Prozent der Zeit spiele ich hier im King's, es ist wie ein zweites Zuhause für mich. Ich mag die Leute und die Einrichtungen hier."

Der Fotograf Tomáš Stacha, den ich vor einiger Zeit interviewt habe, erwähnte, dass du eine Vorliebe für Sportwagen hast.

"Wenn ich 4-5 Tage lang Poker spiele, muss ich mir Zeit zum Ausruhen nehmen. Und das tue ich mit Autos. Und natürlich mit meiner Freundin, aber manchmal gibt es nur mich und meine Autos. Und ich fahre, manchmal schnell, manchmal ruhig. Ich mag das. Mein Lieblingsauto ist ein Lamborghini."

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Wie bringst du Geschäft und Pokern mit deinem Privatleben und deiner Freundin unter einen Hut?

"Sie versteht, dass ich viel Zeit an den Pokertischen verbringe. Dann nehme ich mir immer Zeit für uns, um sie gemeinsam zu verbringen."

Was sind deine nächsten Pläne und Ziele beim Poker?

"Es ist wichtig für mich, lange auf einem hohen Niveau zu spielen. Ich bin zum Beispiel der Beste im GPI in der Schweiz, und das ist wichtig für mich. Im Dezember steht Vegas an, das wird das größte Turnier aller Zeiten."

Nimmst du deine Freundin mit?

"Ja, sie ist ein guter Coach für mich. Mental spielt sie überhaupt nicht Poker."

Letzte Frage: Wenn du aufstrebenden Pokerspielern einen Rat geben müsstest, was würdest du ihnen sagen?

"Ich habe ein kleines Problem mit dieser Frage. Ich sehe es so, dass die heutige Generation denkt, sie könne über Nacht zum Millionär werden. Aber so funktioniert es nicht. Beim Poker muss man langsam anfangen, mit kleinen Buy-ins. Das ist es, was ich den Spielern sage. Und ich intensiv dem Spiel witmen. Ich habe auch eine Poker-Akademie in der Schweiz, wo wir Spieler unterrichten."

Das klingt interessant, verrate mir mehr.

"Wir haben verschiedene Stufen, von Anfängern bis zu Halbprofis. Im Moment sind es 85 Spieler. Für Anfänger haben wir Gruppenunterricht, ich unterrichte einen Tisch mit acht Spielern viermal pro Woche. Wenn ich an Turnieren teilnehme oder die SWISS Poker Series durchführe, habe ich immer jemanden, der mich vertritt. Und mit Semi-Profispielern habe ich Einzelunterricht. Wenn ich sehe, dass jemand gut ist, dann spreche ich mit ihm über Staking. Im Moment habe ich zum Beispiel sechs Spieler hier im Main Event."

Emil, vielen Dank für das Interview.

"Ich mag Spadepoker, ich erinnere mich an euch aus Liechtenstein, wo ihr bei der WPT gearbeitet habt."

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