Interne Untersuchung entlastet Nacho Barbero: Kein RTA während des Spiels verwendet

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Der argentinische Pokerprofi Jose Ignacio Barbero, bekannt als Nacho Barbero, sorgte vor einigen Tagen für Aufsehen, als er in seiner Instagram-Story ein Foto von den laufenden Venom-Online-Turnieren bei ACR veröffentlichte. Auffällig war jedoch, dass im Hintergrund GTO-Wizard zu sehen war, dessen Nutzung während des Spiels verboten ist. Dies führte zu Betrugsvorwürfen gegen ihn.

Barbero wehrte sich gegen die Vorwürfe und betonte, dass der GTO-Wizard während des Spiels nicht aktiv gewesen sei – er habe ihn nur zum Training seiner Spieler genutzt. Um seine Unschuld zu untermauern, wandte er sich an GTO Wizard Game Integrity und bat um die relevanten Handverläufe. Doch die Pokergemeinde zeigte sich skeptisch: Trotz seiner über $21,6 Millionen an Live-Gewinnen hagelte es Kritik.


Neuigkeiten in diesem Fall
 

Heute gab es eine neue Entwicklung in diesem Fall, denn der betroffene Online-Pokerraum veröffentlichte eine offizielle Stellungnahme auf seinen sozialen Netzwerken. Laut der Mitteilung wurde eine interne Untersuchung durchgeführt, die Nacho Barberos Unschuld bestätigt. „Nach einer sorgfältigen Überprüfung aller Hände, die Nacho in den fraglichen Turnieren gespielt hat, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass er kein Real Time Assistance (RTA) genutzt hat. Wir wissen, dass weitere unabhängige Untersuchungen laufen, sind jedoch überzeugt, dass sie zum gleichen Schluss kommen werden. Unser Ziel bleibt es, Transparenz und Fairness in unserem Pokerraum sicherzustellen und das Vertrauen der Spieler weiter zu stärken.“

Die unabhängige Untersuchung wurde auch von dem renommierten Pokerprofi Patrick Leonard durchgeführt. Er analysierte über 1.300 von Barbero gespielte Hände über GTO Wizard und veröffentlichte anschließend seine Schlussfolgerung: „Nacho hat GTO Wizard zu keinem Zeitpunkt genutzt, um sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen. In nahezu jeder knappen Entscheidung wählte er entweder eine andere Einsatzhöhe oder eine abweichende Handauswahl im Vergleich zur Software. Nach dem Flop wich sein Spielstil deutlich von den erwarteten GTO-Moves ab. Zudem zeigte sich, dass er in der Vergangenheit wiederholt Schwächen in 3-Bett-Pötten hatte. Es gab zahlreiche unpräzise 3-Bet-Situationen.“

Patrick Leonard räumte jedoch ein, dass Barbero möglicherweise den Account eines anderen Spielers genutzt haben könnte, um nach bestimmten Händen zu suchen. Da Leonard ein persönliches Verhältnis zu Barbero hat, fordert die Pokergemeinde eine wirklich unabhängige Untersuchung des Falls. Auch der Pokerraum selbst geriet nach der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse stark in die Kritik – viele Spieler lehnen die "Selbstuntersuchung" ab. Selbst nach Leonards Analyse blieben die negativen Kommentare bestehen. Die Community stellt weiterhin kritische Fragen: Warum hatte Barbero den GTO-Assistenten überhaupt geöffnet, wenn er ihn angeblich nicht nutzte? Oder hat er ihn womöglich über einen anderen Account während des Spiels verwendet?

Nacho Barbero reagierte schließlich auf die neuesten Informationen und erklärte: „Da ich sowohl ACR als Pokerplattform als auch das Spiel im Allgemeinen repräsentiere, hätte ich mir der möglichen Wahrnehmung meiner Handlungen bewusst sein müssen. Ich verstehe, dass es weiterhin Skepsis bezüglich meines Verhaltens während des Venom-Events gibt. Daher habe ich mich entschieden, meine beiden noch aktiven Stacks im Turnier aufzugeben.“

Doch selbst diese Erklärung konnte die Community nicht überzeugen. Unter seinem Posting häuften sich Kommentare wie: „Wenn du nicht betrogen hast, warum gibst du dann deinen Stack auf?“ oder „Ist das nicht ein indirektes Schuldeingeständnis?“ sowie „Wirst du dein Buy-in vom Pokerraum zurückbekommen?“. Auch Profi-Spieler Sam Greenwood meldete sich zu Wort und betonte, dass es letztlich keine Rolle spiele, ob Nacho den GTO Wizard aktiv genutzt habe oder nicht – allein die Tatsache, dass die Software während des Spiels offen war, sei ein Regelverstoß. Seiner Meinung nach sollte Nacho die gleiche Strafe erhalten wie jeder andere Spieler in einer solchen Situation.

Patrick Leonard richtete abschließend einen dringenden Appell an die Betreiber von GTO Wizard und vergleichbarer Software: Sie sollten eine Verzögerungsfunktion einbauen, um sicherzustellen, dass diese Tools nicht in Echtzeit beim Spielen verwendet werden können. Seiner Meinung nach wäre dies ein wichtiger Schritt, um die Integrität des Online-Pokers zu schützen.


Quellen - pokernews.com, X/Twitter