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Max Neugebauer: Vernachlässigt Freunde und Familie nicht, sie sind eine sehr wichtige Säule im Leben

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Heute setzen wir unsere Reihe exklusiver Interviews fort, und zwar mit Stil - der nächste Gast unseres deutschen Spadecasts ist der frischgebackene Europameister Max Neugebauer. In einem einstündigen Interview erzählt der ehemalige Basketball-Nationalspieler von seinem Leben, seinen Anfängen beim Pokern und was seiner Meinung nach das Wichtigste im Leben ist. Wir haben das komplette Interview auf deutsch als Video eingefügt.

Poker war wahrscheinlich nicht deine erste Wahl. Wie bist du dazu gekommen? Wir wissen, dass du Profisportler warst.

"Ich stamme aus einer Basketball-Familie. Mein Großvater spielte für die Nationalmannschaft, mein Vater spielte in der Nationalmannschaft, und dann war ich an der Reihe. Aber leider hatten sowohl mein Großvater als auch mein Vater Verletzungen, sie rissen sich das Kreuzband. Und mir ist das sogar zweimal passiert. Es gibt also einen großen genetischen Faktor. Jedenfalls habe ich mit 16 Jahren zum ersten Mal in der National-Liga gespielt. Es war großartig, ich habe viel und hart trainiert, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber dann verletzte ich mich, hatte immer Schmerzen nach dem Training und begann, vom Profisport erschöpft zu sein, und es machte mir keinen Spaß mehr."

Wie bist du vom Ball zu den Karten gekommen?

"Es war ein langer Weg, angefangen hat es mit Magic: The Gathering, da war ich etwa zwölf Jahre alt. Soweit ich weiß, hatten viele Pokerspieler das früher gespielt. Dort lernte ich einen sehr guten Freund von mir kennen, Benny. Magic wird oft als ein Spiel für Kinder angesehen, aber viele Leute in ihren 20ern und 30ern spielen es, und Benny war bereits ein großes Talent darin, als er fünfzehn war. Und dann hat ihn jemand von Magic mit Poker bekannt gemacht und ihm gesagt, dass es auch ein sehr strategisches Spiel ist und er damit Geld verdienen kann. Als ich dann mit dem Basketball aufhörte, sagte mir Benny, dass ich unbedingt mit dem Pokern anfangen sollte, dass es mir sehr viel Spaß machen würde. Er hat mir ein paar Regeln erklärt und ich habe angefangen zu spielen."

Wie alt warst du damals?

"Ich glaube, ich war ungefähr 18-19."

Wie ging es danach weiter?

"Ich habe danach ziemlich viel gespielt, hauptsächlich online. Ich habe versucht, mich zu verbessern, aber ich wusste nicht, wie. Es war so, dass ich ein Turnier gewonnen hatte, dann aber wieder alles verlor, weil ich zu selbstbewusst war und mit hohen Limits gespielt habe. In der Zwischenzeit fing ich an, Physiotherapie zu studieren, also war ich hin- und hergerissen zwischen Poker und Studium. Ich habe einige Prüfungen abgebrochen und musste ein Jahr wiederholen, und dann kam Covid ins Spiel. Und da ich in der Zwischenzeit online spielte, fing ich an, das Pokern wirklich ernst zu nehmen. Später fing Manuel Fritz an, mich zu trainieren, er hatte damals einen kleinen Stall von Spielern. Also, was die Physiotherapie angeht, da habe ich dann das Examen gemacht, aber ich habe mich entschieden, mich aufs Pokern zu konzentrieren. In der Zwischenzeit habe ich sogar auf Kinder aufgepasst und das so verdiente Geld in die Bankroll gesteckt."

So wurde aus dem Babysitter ein Pokermillionär, eine schöne Geschichte! Kommen wir nun zur WSOPE, du hast im Interview am Ende gesagt, dass du eigentlich nicht kommen wolltest, weil dir der Rücken weh tat.

"Genau, ja. Ich hatte Rückenschmerzen, weil ich meinem Großvater mit einem sehr schweren Schrank geholfen habe. Ich war nicht einmal sehr motiviert, ich habe mir gesagt, dass ich zu Hause bei meiner Freundin bleiben werde, der ich nicht genug Aufmerksamkeit schenke, wenn ich spiele. Aber dann traf ich meine Tante, und sie sprach mit mir über Manifestation (Anm. d. Red.: Herbeirufen von Erfolg durch Vorstellen und bewusstes Denken). Sie hat mich gefragt, ob ich daran glaube und so. Klingt verrückt, ich weiß. Aber ich habe es mir vorgestellt, ich konnte das Bracelet förmlich an meinem Arm spüren. Und so bin ich schließlich gegangen."

Es hat also offensichtlich funktioniert, wir bräuchten alle so eine Tante.

"Ja (lacht)."

Was die einzelnen Tage des Turniers angeht, so bist du am ersten Tag mit einem Stack von 113.000 weitergekommen, am zweiten Tag mit etwa einer Million. Gab es eine wichtige Hand, an die du dich erinnern kannst?

"Am zweiten Tag hatte ich in einer der letzten Hände Asse, ich hatte bereits einen ziemlich großen Stack von etwa 500.000. Es gab ein Raise, eine 3-Bet, eine 4-Bet und einen Call, es war also ein riesiger Pot. Mein Gegner hatte Buben und der Flop brachte König König Bube. Ich sagte mir also, dass die Manifestation umsonst war. Und auf einmal kam ein Ass. Ich bin aufgesprungen, Roman Hrabec stand hinter mir, und ich glaube, er kam rüber, um sich zu verabschieden, und wir fingen an, gemeinsam zu jubeln. Plötzlich hatte ich ungefähr 200BB und dann kam ich mit vier Millionen aus dem dritten Tag."

Wie hast du dich vor dem Finaltisch gefühlt? Hast du deine Gegner studiert, hast du dich mit einem Coach vorbereitet?

"Ich habe versucht, so viele Informationen wie möglich zu bekommen, ich wusste schon vorher etwas über ihr Spiel. Das hat mir ansonsten sehr geholfen. Ich habe mich auch mit Pokerfreunden beraten, nicht so sehr mit dem Coach. Ich hatte auch einen Spielplan, aber keine der Situationen, auf die ich mich vorbereitet hatte, ist eingetreten. Ich hatte keine Hände, mit denen ich 4-betten konnte oder so etwas. Also musste ich mich anpassen, und das hat am meisten geholfen, die Änderungen, die ich spontan vorgenommen habe."

Wann dachtest du zum ersten Mal, dass du ein Bracelet tragen könntest?

"Damals, als ich mit meiner Tante manifestiert habe (lacht). Und dann, als wir die letzten beiden Tische erreichten und ich einen besseren Draw hatte und den J8-Call auf der Bubble machte. Da fing ich an, mir einzureden, dass ich das vielleicht tatsächlich gewinnen werde. Am Finaltisch merkte ich dann, dass alle etwas müde und passiv wurden und keine Fehler machen wollten. Aber ich hatte eine andere Einstellung, ich wollte kämpfen."

Was war dein erster Gedanke, als alle Chips vor dir landeten?

"Ich war total überrascht, ich war wirklich froh, dass es geklappt hat. Ich bin sofort zu meinen Freunden gerannt, Roman Hrabec war mit seiner Freundin Monika da, sie waren eine große Unterstützung für mich."

Alle sind sehr daran interessiert, was du mit deinem Gewinn machen wirst.

"Ich werde das meiste davon investieren. Aber ich wollte mir schon lange ein Auto kaufen, ich wollte vorher nicht so viel von meinem Konto abheben. Aber mein Leben wird sich dadurch nicht ändern. Ich habe nicht vor, umzuziehen, ich bin glücklich, weil ich jetzt mit meiner Freundin zusammenlebe.

Was sind deine nächsten Pokerstationen?

"Ich denke darüber nach, auf die Bahamas zu gehen. Ursprünglich wollte ich aber zur EPT nach Prag fahren und im Januar soll es nach Vegas gehen. Wir werden sehen."

Gibt es etwas, das du abschließend noch hinzufügen möchtest? Gibt es einen Ratschlag, den du Pokerspielern geben möchtest?

"Nun, im Großen und Ganzen habe ich großes Glück, dass ich so viele Menschen um mich herum habe, die mich unterstützen. Ich konnte die positive Energie spüren, die mir entgegenkam, und selbst wenn ich eine Flaute hatte, hat sie mich wieder ins Spiel gebracht. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Ich bin auch meiner Familie dankbar, dass sie durchgehalten hat, obwohl sie anfangs besorgt war und manchmal nicht wusste, wie es ausgehen würde. Und natürlich bei meiner Freundin, die immer für mich da ist und mich unterstützt. Es ist nicht immer einfach, ein Pokerpartner zu sein, wenn man zum Pokern reist oder sogar zu Hause viel Zeit mit Online-Spielen verbringt. Das ist es auch, was ich den Pokerspielern sagen möchte, dass man sich bewusst machen muss, wie viel Zeit und Mühe die Reisen, das Online-Spielen und das Lernen kosten und dass manchmal andere Dinge auf der Strecke bleiben. Aber daneben sollte man seine Freunde und Familie nicht vernachlässigen, das ist eine sehr wichtige Säule im Leben. Und wann immer du ihnen etwas zurückgeben kannst, tu es. Das wäre mein Rat."

Max, vielen Dank für das Interview!

"Ich danke dir auch!"


Quellen: King's Resort, vol.at