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Phil Hellmuth: "Ich bin derzeit der beste Turnierspieler der Welt"

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Es gibt nur wenige Menschen in der Pokerwelt, die den Namen Phil Hellmuth nicht kennen. Der PokerBrat ist seit fast 40 Jahren ein fester und unersetzlicher Bestandteil der Pokerwelt und hat in dieser Zeit fast 30 Millionen Dollar bei Live-Turnieren gewonnen. Die größten Erfolge sammelte er vor allem bei den Turnieren der World Series Of Poker, wo er wohl unschlagbare 17 Bracelets besitzt. Phil selbst ist sich seiner Qualitäten unbescheiden bewusst, was er in einem der Interviews für das Magazin Card Player voll und ganz zum Ausdruck brachte - stimmst du ihm zu?

In diesem Jahr bricht die Pokergemeinde alle möglichen und unmöglichen Rekorde. Was denkest du über das aktuelle Poker-Ökosystem und wohin sich Poker entwickeln wird?

"Ich kann ohne zu zögern sagen, dass wir derzeit einen weiteren Poker-Boom erleben. Im Moment ist Poker massiv, und ich bin so froh, ein Teil davon zu sein! Ich glaube, dass die Pandemie zu einem großen Teil dazu beigetragen hat, denn sie hat einerseits viele neue, junge Spieler in die Online-Welt gelockt, andererseits aber auch viele "pensionierte" Spieler zurück an die Tische gebracht. Die meisten dieser Spieler fanden ihre Leidenschaft und Liebe zum Poker wieder, wurden besser und stellten fest, dass nun noch mehr Geld hereinkam, was diesen Schneeballeffekt nur noch verstärkte."

Der Wachstumstrend ist auch bei der WSOP deutlich zu erkennen. 1970 geggründet mit nur einem Turnier, 12 Bracelet-Events im Jahr 1988. Heute sind es mehr als 100, und dazu muss man noch die Online-WSOP oder der WSOP Europe rechnen. Was hältst du davon?

"Ich wünschte, es gäbe weniger Bracelet-Events. Hundert sind mir zu viel, ganz zu schweigen davon, dass es nächstes Jahr etwa 150 sein werden. Außerdem fände ich es gut, wenn die WSOP und ihre Online-Version getrennt würden, da es sich um diametral unterschiedliche Veranstaltungen handelt."


Phil nach seinem Sieg beim WSOP Main Event 1989

Jetzt, wo es so viele Bracelets gibt, ist es einfach unmöglich, alle Bracelet-Events zu spielen. Wie viel willst du spielen und wie viel hast du dieses Jahr geschafft?

"Um ehrlich zu sein, habe ich dieses Jahr 33 Events gespielt, wenn ich die Online-Events nicht mitzähle. Diese Zahl ist sehr niedrig für jemanden, der auf Bracelets aus ist, aber auch in meinem Alter (59 Jahre) habe ich die Events klug ausgewählt und mir mehr Tage frei genommen."

Du hast bei diesen Turnieren ein Bracelet gewonnen und warst außerdem 13 Mal ITM, was definitiv keine schlechte Zahl ist. Zufrieden?

"Ich bin mir zweier Fehler bewusst, die mich Finaltische gekostet haben, aber oft war ich einfach nicht auf der richtigen Seite der Varianz. Es hätte also noch besser sein können, aber insgesamt kann ich nicht sagen, dass ich unzufrieden war."

Es ist für niemanden leicht, deine Rekorde bei der WSOP zu brechen, aber sag uns doch, ob du mit so viel Erfahrung und Finaltischen überhaupt noch Stress hast.

"Manchmal bin ich gestresst, aber meistens, wenn ich müde bin oder verliere. Ich bin überhaupt nicht nervös wegen des Spiels selbst oder wegen der Gewinne. In diesem Jahr war das $10k H.O.R.S.E. Event, bei dem wir vier Stunden lang mit elf Spielern gespielt haben, mental am schwierigsten für mich. Ich war müde, nervös und begann mich selbst davon zu überzeugen, dass ich busten würde. Am Ende war es dann tatsächlich so, dass ich derjenige war, der die 4-stündige Wartezeit mit meinem Ausscheiden beendete."


Unschlagbares 17. Bracelet?

Wenn du schon herausfordernde Events beschrieben hast, dann war das $10k One-day turbo event definitiv ein solches, bei dem du nach einem Nachtmarathon das 17. Bracelet gewonnen hast. Hättest du dir bei diesem Turnier gewünscht, dass der Finaltisch am nächsten Tag am TV-Tisch gespielt wird, oder hast du dich während dieses Marathons im Vorteil gefühlt?

"Ehrlich gesagt, wollte ich das Spiel wirklich beenden und es am nächsten Tag zu Ende spielen, am besten am TV-Tisch, damit die ganze Welt es sehen kann. Phil Ivey war dagegen und argumentierte, dass es sich um ein eintägiges Event handelte, und nach einem kurzen Austausch lachten wir darüber und spielten weiter. Am Ende warf ich ihn auf dem sechsten Platz raus (lacht). Ich fragte dann die letzten vier Gegner, ob sie sich ausruhen und am nächsten Tag weiterspielen wollten, aber zwei von ihnen sagten nein. Ich glaube, sie bereuen es jetzt."

Nach einer schwierigen Nacht hast du das Rekord-Bracelet gewonnen, aber unmittelbar danach hast du dich nicht ausgeruht, sondern eine Rede zum Gedenken an Doyle Brunson gehalten. Da war wohl ordentlich Adrenalin im Spiel?

"Ich konnte kaum noch gehen und fühlte mich wie ein Zombie. Aber Doyle war ein großartiger Mensch und mein Freund, ich konnte mir diese Erinnerung nicht entgehen lassen und ich war froh, meine Erfahrungen mit ihm mit anderen zu teilen."

Es ist klar, dass du mit diesem Sieg eine Menge Hater zum Schweigen gebracht hast - bist du froh, dass sie bekommen haben, was sie verdient haben?

"Ganz genau! Das Blatt hat sich nach diesem Sieg gewendet, und junge und talentierte Spieler wie Shaun Deeb haben mich öffentlich als GOAT bezeichnet (Anmerkung der Redaktion: G.O.A.T. steht für Greatest of all time). Viele haben erkannt, dass ich im Moment der beste Turnierspieler der Welt bin. Meine Ergebnisse in den letzten 20 Monaten sind der Beweis dafür, aber viele der besten Spieler der Welt (nicht die allerbesten) geben es immer noch nicht zu. Phil Ivey weiß, wie gut ich bin, und deshalb sagt er auch immer: "Nur die Besten wissen, wer die Besten sind."


Welcher Phil ist deiner Meinung nach die größere Legende - Ivey oder Hellmuth?

In der Vergangenheit hast du mehrfach erklärt, dass es dein Traum ist, Milliardär zu werden. Wie geht es dir außerhalb des Pokers? Es ist bekannt, dass du Besitzer eines Card Rooms in Texas bist und dass du auch als Berater in verschiedenen Unternehmen tätig bist.

"Ich war in fast 20 verschiedenen Unternehmen als Berater tätig, ich gebe mein Know-how weiter und erhalte im Gegenzug eine 2-3%ige Beteiligung an dem Unternehmen. Bei meiner Arbeit bringe ich Geschäftsinhaber mit Unternehmern, Prominenten und Milliardären zusammen, die in verschiedene Projekte investieren möchten. Außerdem nehme ich regelmäßig an Meetings teil und führe strategische Gespräche, in denen wir verschiedene Strategien, Pläne und Ideen diskutieren. Wenn ich Unternehmen helfe, erzählen sie ihren Freunden von mir, und dann bekomme ich immer mehr Anrufe. Ich glaube, dass ich mit 76 Jahren Milliardär sein werde!"

Quellen: CardPlayer, PokerGO, ESPN, PokerNews