Die Geschichte des Pokers ist reich an bemerkenswerten Persönlichkeiten, aber Stu Ungar wird häufig als der größte aller Legenden genannt. Als brillantes, aber von Drogen geplagtes Genie hinterließ er einen bleibenden Eindruck in der Pokerwelt. Ein Spieler von seinem Kaliber wird nur einmal in einem Jahrhundert geboren, was seine tragische Selbstzerstörung umso schmerzhafter macht.
Hätten wir nur das Talent im Blick, würden viele sagen, dass Stu Ungar ohnegleichen war. Niemand konnte ihn im Gin Rummy besiegen, und auch beim Poker stieg er mit beeindruckender Geschwindigkeit zum Gipfel auf. Aber wie kam es überhaupt zu dieser einzigartigen Geschichte von Stu Ungar?
Frühe Kindheit
Stu Ungars Geschichte begann am 28. September 1952, als er in New York City in eine jüdische Familie geboren wurde. Sein Vater, Ido, besaß eine Bar namens Foxes Corner, die für ihre zahlreichen illegalen Aktivitäten bekannt war. Das Hinterzimmer der Bar diente als Ort für illegale Spiele, wobei Gin Rummy das häufigste Kartenspiel war – ein Spiel für zwei Personen, dessen Regeln dem Joker-Spiel ähnelten.
Der Vater war sich der Umgebung bewusst, in der sein Sohn oft verkehrte, und versuchte alles, um Stu von der Bar fernzuhalten und ihn zu ermutigen, zu Hause zu lernen. Stu war in der Schule sehr gut, übersprang aufgrund seiner hervorragenden Noten die siebte Klasse, und seine Eltern setzten große Hoffnungen in ihn. Doch der stets neugierige Junge fand die Schule bald zu begrenzt und wandte sich schon früh dem Glücksspiel zu. Er schlich sich immer wieder in Bars und freundete sich rasch mit den zwielichtigen Gästen an. Besonders fasziniert war er vom Gin Rummy, und mit nur zehn Jahren gewann er bereits sein erstes Turnier.
Die Anfänge des Glücksspiels
Im Alter von 15 Jahren verlor Stu seinen Vater an einem Herzinfarkt, und er war fortan gezwungen, sich um seine Mutter zu kümmern, die nach einem Schlaganfall pflegebedürftig war. Um für seine Familie zu sorgen, brach er die Schule nach der zehnten Klasse ab und widmete sich voll dem Glücksspiel. Stu, ein immer besser werdendes Talent, fand sich mit 18 Jahren als regelmäßiger Teilnehmer in der illegalen Glücksspielszene von New York City wieder. Bald traf er auf den faszinierenden Victor Romano, der sein Leben verändern sollte.
Romano war ein bekanntes Mitglied der lokalen Unterwelt, berühmt für sein fotografisches Gedächtnis und seine Leidenschaft fürs Glücksspiel. Viele behaupteten, dass er imstande war, die Definition jedes einzelnen Wortes aus dem englischen Wörterbuch auswendig aufzusagen, und er übertrug dieses außergewöhnliche Gedächtnis auf das Zählen von Wahrscheinlichkeiten beim Kartenspiel. Die beiden verstanden sich rasch, und Romano nahm Stu unter seine Fittiche, wurde sein Mentor und Beschützer. Besonders Letzteres war notwendig, da Stu für seine aufbrausende Persönlichkeit bekannt war und oft seine Gegner lautstark kritisierte und beleidigte. Häufig musste Romano eingreifen und erklären, dass Stu keine bösen Absichten hatte – er war einfach nur tief in das Spiel vertieft.
Unbesiegbar
Die Jahre vergingen, und der junge Stu verbesserte sich kontinuierlich, bis er schließlich als der beste Gin-Rummy-Spieler in New York galt. Mit 20 Jahren hatte er bereits über $10.000 gewonnen, doch sein Erfolg verwandelte sich schnell in einen Fluch. Da er als unschlagbar im Gin Rummy bekannt war, gab es bald niemanden mehr in New York, der es wagen würde, gegen ihn um Geld zu spielen. Stu blieb daher keine andere Wahl, als die Stadt zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
1976, mit 23 Jahren, zog Stu nach Miami, um dort neue Gegner zu finden. Doch auch dieser Ort war bald von Rivalen leergefegt. Im Jahr 1977 zog er weiter nach Las Vegas, wo sein Ruf bereits weit über New York hinaus bekannt war. Schnell wurde auch dort niemand mehr gefunden, der es wagte, gegen ihn Gin Rummy zu spielen. Die Casinos baten Stu, nicht an ihren Turnieren teilzunehmen, da die Spieler meinten, sie hätten keine Chance gegen ihn. Der endgültige Wendepunkt kam, als er gegen den angesehenen Harry "Yonkie" Stein spielte und ihn mit 86:0 besiegte. Damit war Stus Zeit im Gin Rummy zu Ende, und er musste sich ein neues Spiel suchen – Poker.
Im nächsten Teil dieser Serie blicken wir zurück auf Stus Eintritt in die Welt des Pokers und auf seinen bemerkenswerten Run bei der WSOP ME 1980, als er im Heads-up gegen den legendären Doyle Brunson antrat. Doch dieser Triumph war nicht ohne Schatten, denn die Drogen, die Stus Leben bestimmten, führten ihn in eine tiefgehende Abwärtsspirale...
Quellen: Wikipedia, One of a Kind Buch, PokerNews, PokerStrategy, GamblingStories, YouTube