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WPT-Liechtenstein-Champion Marc Sen: Poker ist mehr als nur ein Kartenspiel!

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Hallo Marc, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem beeindruckenden Sieg bei der WPT 2024 in Liechtenstein! Deine Performance war einfach außergewöhnlich und zeigt, wie viel Talent und Einsatz du ins Poker investierst. Ich würde gerne mehr über deinen Weg erfahren. Wie bist du zum Poker gekommen, und erinnerst du dich noch an deine allererste Begegnung mit dem Spiel?

Ich begann im Alter von 15 Jahren mit dem Pokern, als ich noch zur Schule ging. Allerdings spielten wir damals eine etwas andere Variante des Spiels, als sie heute üblich ist.

Gab es jemanden in deiner Familie oder deinem Freundeskreis, der dich zum Pokern gebracht oder inspiriert hat?

Die Person, die mich am meisten beeinflusst hat, war definitiv mein enger Freund Phil Wettstein. Ohne ihn hätte ich das Pokern wahrscheinlich nie so ernst genommen wie heute. Ein weiterer großer Einfluss war Renato Fümm, mit dem ich unzählige Stunden damit verbracht habe, Hände und Strategien zu analysieren.

Siehst du Poker als deinen Beruf oder als reines Hobby? Falls es nur ein Hobby ist, was machst du beruflich und welche anderen Aktivitäten oder Interessen beschäftigen dich außerhalb des Pokers?

Poker ist für mich ein Hobby, aber eines, das ich mit großer Leidenschaft verfolge. Beruflich bin ich selbständiger Motion Designer und habe eine kleine Agentur namens "reiheacht". Neben Poker interessiere ich mich auch sehr für Fußball, schaue gerne Filme und lese viel.

Welche Pokerevents sind dir besonders im Gedächtnis geblieben und weshalb? Welches dieser Ereignisse würdest du als das wichtigste in deiner Karriere bezeichnen?

Die Pokerevents, die mir am stärksten im Gedächtnis geblieben sind, sind zweifellos die beiden WPT-Prime-Turniere in Liechtenstein. Aber ich denke auch oft an meinen ersten Finaltisch 2015 in Schaffhausen zurück. Dort traf ich zum ersten Mal auf Thomas Hofmann, und sein Spielstil hatte einen großen Einfluss auf mich. Sein Ass-hoch-Call und die Erklärung dazu haben mich tief beeindruckt und mir gezeigt, dass Poker viel komplexer ist, als nur die eigenen Karten zu spielen. Wenn ich jedoch ein einziges Ereignis hervorheben müsste, wäre es die WPT 2023 in Liechtenstein.

Lass uns über den Finaltisch der WPT sprechen. War da ein Spieler, den du als die größte Herausforderung angesehen hast? Welche Strategie hast du gegen ihn verfolgt?

Leandro war definitiv der Spieler, der am meisten herausstach – sowohl durch seine fantastische Leistung als auch durch seinen großen Chipvorsprung. Natürlich waren auch die anderen Spieler stark, um es bis zum Finaltisch zu schaffen, aber Leandro war von Beginn an der dominierende Spieler. Da ich als Zweiter am Tisch saß, konnte ich etwas flexibler spielen. Meine Strategie war es, Leandro seine Stärke ausspielen zu lassen und sogar einige Hände zu folden, die ich normalerweise nicht so schnell aufgegeben hätte.

Was ging dir durch den Kopf, als du Leandro gegenüberstandest? Hattest du einen Moment, in dem du dachtest, dass du verlieren könntest?

Mir war klar, dass Leandro aufgrund seines Chipvorsprungs die besten Chancen auf den Sieg hatte. Dennoch wusste ich, wie schnell sich die Situation beim Poker ändern kann, und ich glaubte, dass ich ebenfalls eine ernsthafte Chance auf den Titel hatte. Falls es nicht geklappt hätte, hätte ich mich nicht allzu sehr darüber geärgert, wenn ich zum zweiten Mal hintereinander den zweiten Platz gemacht hätte.

Welche Hand war deiner Meinung nach die entscheidende im Turnier? Was hast du dir bei deinem Zug gedacht?

Das ist wirklich eine schwierige Frage, denn bei einem mehrtägigen Turnier wie der WPT gibt es viele prägende Hände. Aber wenn ich eine besondere Hand nennen müsste, wäre es die letzte Hand von Tag 2. Da hatte ich Pocket-Zehner gegen Sven Wildhabers Pocket-Buben und hatte das Glück auf meiner Seite. Es war ein bittersüßer Moment – ich endete als Zweiter in Chips, aber Sven hätte es wirklich verdient, weiterzukommen. Er hat hervorragendes Poker gespielt und den Bad Beat wie ein Profi weggesteckt. Es war schon spät, und glücklicherweise gab es nicht viele Entscheidungen zu treffen. Ich eröffnete, er pushte für 14 Big Blinds, ich callte und hatte das notwendige Glück.

Letztes Jahr Zweiter, diesmal Champion - Marc Sen gewinnt WPT Prime LiechtensteinLetztes Jahr Zweiter, diesmal Champion - Marc Sen gewinnt WPT Prime Liechtenstein

Was findest du am spannendsten, wenn du am Pokertisch sitzt? Ist es der Nervenkitzel des Risikos, das strategische Duell gegen deine Gegner, oder gibt es noch andere Aspekte, die dich besonders fesseln?

Ich liebe einfach das Spiel, weil es unglaublich vielseitig ist. Neben der reinen Spielmechanik fasziniert mich besonders der psychologische Aspekt und die Notwendigkeit, meine Strategie an jeden Tisch anzupassen. Poker kann auf so viele verschiedene Arten gespielt werden, und das macht es für mich zu einem einzigartigen Spiel.

Gab es bei einem deiner Turniere schon mal einen Moment, in dem etwas Ungewöhnliches oder Komisches am Tisch geschehen ist?

Einmal gab es einen Spieler, der am ersten Tag eines kleinen Turniers Pocket-Asse vor dem Flop gefoldet hat, als er meine offene Karte gesehen hat. Er meinte, dass er mit Assen immer verliere. Ich dachte mir nur: "Danke vielmals!"

Welche Ziele verfolgst du jetzt im Poker? Wenn wir uns in fünf Jahren wiedersehen, wo möchtest du dann in deiner Pokerkarriere stehen? Kannst du dir vorstellen, ein WSOP-Bracelet zu gewinnen?

Ich habe keine speziellen Ziele, außer mein Spiel kontinuierlich zu verbessern. Ich mache keine Prognosen, denn beim Poker kann wirklich alles passieren.

Hast du jemals eine so harte Niederlage erlebt, dass du darüber nachgedacht hast, ob du weitermachen willst? Wie bist du damit umgegangen?

Oh ja, ich habe viele solcher Niederlagen erlebt, um genau zu sein, mehr als ich zählen kann. Ich habe mindestens 100 Mal darüber nachgedacht, mit dem Poker aufzuhören. Aber Phil Wettstein, Renato Fümm, meine PokerMoker Homegame Crew und meine Leidenschaft für das Spiel haben mir geholfen, dranzubleiben.

Was würdest du jemandem raten, der ins Pokern einsteigen will oder sein Spiel auf das nächste Level bringen möchte?

Genieße das Spiel und sei mental auf die Höhen und Tiefen vorbereitet. Es hat Jahre gedauert, bis ich gelernt habe, wie wichtig es ist, ruhig zu bleiben und nicht auf Tilt zu geraten. Frustration bringt dich beim Pokern nicht weiter.

Was hältst du von der Pokergemeinschaft und derer Anhänger?

Es ist fantastisch zu sehen, wie viele Menschen sich für dieses Spiel begeistern. Die große Pokergemeinschaft macht das Spiel zu dem, was es heute ist.

Danke Marc, ich wünsche dir alles Gute!