Vor zwei Tagen haben wir einen Artikel veröffentlicht, der sich auf das aktuell brisanteste Thema der Pokerwelt auseinandersetzte. Der Poker-Community kritisierte das Verhalten des WSOP 2024 Main Event-Gewinners Jonathan Tamayo und seiner Unterstützer. Dominik Nitsche, ein Teil seiner Rail, nutzte einem Laptop, um Tamayo nach fast jeder Hand mit Solver-Informationen zu versorgen. Prominente Spieler wie Henrik Hecklen, Sam Greenwood, Sam Grafton, Fedor Holz und sogar Daniel Negreanu haben solche Praktiken verurteilt und die Organisatoren aufgefordert, den Einsatz jeglicher Zusatzsoftware strikt zu verbieten.
Das Ganze ereignete sich im Heads-up, in dem der Profi Tamayo gegen den Amateurspieler Jordan Griff antrat. Jordan spielte ohne jeglische Unterstützung oder Beratung und verließ sich ganz auf sein Können. Jonathan Tamayo konnte sich nicht lange über seinen Sieg freuen, denn sofort brach eine Welle der Kritik über ihn herein. Die gesamte Problematik des Einsatzes von Simulatoren und Solvern am Finaltag des WSOP-Main Events wurde schnell in der Pokergemeinde diskutiert und von verschiedenen Mainstream-Medien auf der ganzen Welt aufgegriffen.
Natürlich entging dieses Thema auch nicht dem Pokerspieler, YouTuber, Besitzer des The Lodge Card Club und Enthüllungsreporter Doug Polk, der sich entschloss, dem Zweitplatzierten Jordan Griff zu interviewen. Griff nahm die Einladung an, und so entstand ein spannendes neues Interview. Bevor wir auf die Kommentare von Jordan eingehen, sei erwähnt, dass Pokernews auch Jonathan Tamayo um eine Stellungnahme bat. Tamayo lehnte jedoch ab, sich zu dem Vorfall zu äußern.
Was der Zweitplatzierte Jordan Griff über den Fall denkt
Der Amateurspieler Jordan Griff ging mit einem Stack von 108 Blinds ins Heads-up, während der Profi Jonathan Tamayo "nur" 40 Blinds hatte. Jordan belegte den zweiten Platz für $6 Millionen. Im Zuge der gesamten Angelegenheit wurden in der Öffentlichkeit Fragen laut, ob Jordan den Titel gestohlen worden war. Doug Polk fragte Jordan dann, ob er wusste, was sein Gegner zwischen den Händen mit seinem Rail machte.
"Ich habe gesehen, wie er etwas verteilte, ich habe gesehen, wie er an die Rail ging, aber wissen Sie, ich habe nie gesehen, was auf dem Laptop war, und ich habe nicht einmal versucht, zu belauschen, worüber er gesprochen hat. Ich dachte mir, wenn sie etwas falsch machen würden, gäbe es doch Kameras, die das aufzeichnen würden, und sie würden darauf aufmerksam gemacht werden.Während ich am Tisch saß, war ich nur auf das Spiel konzentriert. Ich habe mich nicht gefragt: "Oh, hat er Solver? Ich war da, um mein Spiel zu spielen", sagte Jordan Griff.
Doug Polk äußerte anschließend seine Verwunderung darüber, das die WSOP-Mitarbeiter nichts unternommen hatten, um die Unterstützung seitens der Rail zu unterbinden. Er fragte seinen Gast, ob er glaube, dass Tamayo durch die Unterstützung seiner Rail begünstigt wurde.
"Schwer zu sagen. Ich denke, dass die Verwendung des RTA einen Vorteil bringt. Jeder kann darüber streiten, wie nützlich sie ist und wie sehr sie einer Person wirklich hilft. Ich denke, das ist schwer zu quantifizieren", antwortete Griff.
Griff gab dann eine Erklärung ab, in der er Tamayo verteidigte und betonte, dass er nicht glaube, dass Tamayo betrogen habe. Er ist auch der Meinung, dass Tamayo nicht verloren hätte, selbst ohne Unterstützung von seiner Rail. Griff kritisiert zudem die Poker-Community dafür, dass sie sich seiner Meinung nach mehr auf Verschwörungstheorien konzentriere als auf die posititven Geschichten, die aus dem Main Event hervorgegangen seien.
Erwägt Griff rechtliche Schritte?
Polk fragte weiter, was Jordan tun würde, wenn er wüsste, dass sein Gegner wahrscheinlich Solver mit Unterstützung seiner Rail verwendete. Darauf antwortete Griff: "Oh, das ist eine gute Frage. Wenn ich eine 100%ige Bestätigung hätte, dass ein Simulator oder Solver im Einsatz war, hätte ich wahrscheinlich etwas gesagt."
Abschließend stellte der WSOP Main Event-Zweite Jordan Griff klar, dass er derzeit keine rechtlichen Schritte gegen den Gewinner Jonathan Tamayo erwägt. Dennoch schloss er nicht aus, dass er solche Maßnahmen in Betracht ziehen könnte, falls sich die Anschuldigungen als gerechtfertigt herausstellen sollten.
Quellen - YouTube Doug Polk Poker, Pokernews